Zurück in das Original – fast!

Diese YB8 E kommt im Herbst 2017 als „Beifang“ in meine Hände. Auf ebay Kleinanzeigen wird eine Bimota YB10 inseriert, die mein Interesse weckt. Nach einem Telefonat mit Michael, dem Verkäufer, fahre ich nach Lohmar, unweit vom Köln-Bonner Flughafen. Bei Michael angekommen fahre ich auf einen Hof voller Motorräder. Er ist offensichtlich Suzuki Fan und nennt dutzende Motorräder von den Achtzigern bis heute sein eigen. Die YB10 steht auch auf dem Hof, ist in einem prima Zustand und schnell gekauft. Anschließend zeigt mir Michael den Rest seiner Motorräder in der Scheune und diversen anderen Nebengebäuden. Beim Rundgang durch die Sammlung entdecke ich die YB8 E, die zum Streetfighter umgebaut ist. Nicht schön, aber abgesehen vom Umbau eine Bimota mit guter Substanz. Zwar steht sie offensichtlich schon einige Zeit und die Felgen wurden lackiert, aber Rahmen, Schwinge, Gabel usw. sehen top aus. „Die kannst du auch haben. Ich habe sie 2009 so gekauft, weil ich sie schön fand.“ Die YB8 hat erst knapp 12.000 Kilometer und für einen Umbau in den Originalzustand habe ich alle erforderlichen Teile. Michaels und meine Vorstellungen zum Kaufpreis sind recht schnell auf einen Nenner gebracht und damit ist die Entscheidung, das gute Stück ebenfalls mitzunehmen, schnell getroffen. Der Rundgang durch die Sammlung ist allerdings noch nicht zu Ende. Weder entdecke ich zwischen jeder Menge Suzukis eine Bimota, eine YB6! Aber das ist eine eigene Geschichte.
Zurück zur YB8E. Sie wird im April 1995 von Bimota Kraft als Neufahrzeug importiert und in Oberwesel erstmals zugelassen. Der Erstbesitzer hat 1998 einen Unfall, bei dem das Monocoque aber vor allem die Verkleidung derart beschädigt werden, dass man von einer Reparatur absieht. Daher erfolgt der Umbau zum Streetfighter, der im Oktober 1999 eingetragen wird.
Im Januar 2010 wird die Maschine auf den Suzuki Fan zugelassen und im November bereits wieder stillgelegt. Bis zum Dezember 2017 steht sie abgemeldet und ungenutzt zwischen den Japanern. Nach dem Kauf steht die YB8 noch fast ein Jahr, diesmal allerdings in der Gesellschaft von weiteren Italienerinnen aus gleichem, gutem Hause.
Ende 2018 ist dann Zeit für ein kleines Projekt und ich starte mit dem Umbau in den originalen Zustand. Damals ist mir nicht klar, dass dies nur der Anfang einer Reihe von Umbauten werden würde. Genaugenommen ist dieser Umbau auch schon der zweite, aber der erste von mir. Beim Rückbau der Streetfighterteile stelle ich zu meiner Erleichterung fest, dass keine irreversiblen Änderungen am Kabelbaum vorgenommen wurden. Lediglich die separaten und per Stecker mit dem Hauptkabelbaum verbundenen Kabelbäume für die hinteren und vorderen Leuchten wurden geändert. Durch die bei der YB8 eingesetzte Technik von der Yamaha FZR 1000 ist schnell und günstiger Ersatz verfügbar. Die Stummel für die 46er Paioli Gabel, die Frontscheinwerfer und den Rahmen zur Aufnahme des Cockpits und des Oberteils der Verkleidung nebst Spiegeln sind ebenfalls am Lager. Einen leicht beschädigten Lacksatz hatte ich auch bereits vor ein paar Jahren erstanden.
Schnell ist alles montiert und das Ergebnis ist beeindruckend. Für mich passen die roten Felgen perfekt zur seltenen Tri-Colori Lackierung.

Der direkte Vergleich zeigt was ich meine. Serienmäßig sind an der YB8 E mit der Lackierung in den italienischen Nationalfarben anthrazitfarbene, oder bei einigen wenigen Exemplaren weiße Felgen, verbaut. Ohnehin sind laut den Angaben aus der Bimota Bibel von Bruno Sarti nur 24 der insgesamt 169 produzierten YB8 Evoluzione Modelle mit diesem Tri-Colori Design entstanden. Die YB8 Evoluzione ist damit ohnehin schon eine Seltenheit, im Tri-Colri Outfit eine absolute Rarität und mit den roten Felgen vermutlich ein wunderschönes Einzelstück.

