DB3 Alpentour 2022

Endlich Alpenpässe fahren!

Manchmal dauert es halt etwas länger. Seit vielen Jahre steht ein Alpentour mit dem Motorrad auf meiner Liste. Aus privaten oder beruflichen Gründen fällt die Umsetzung aber lange aus. Im September 2022 passt es dann endlich. Zum ersten Mal mit dem Motorrad Alpenpässe fahren. Meine Erwartungen: Kurven ohne Ende, am besten oberhalb der Baumgrenze, wunderbar einsehbar und daher ohne überraschenden Gegenverkehr.

Anfang September lade ich die DB3 in den Anhänger und fahre knapp 400 Kilometer zu meinem Freund Thomas nach Bensheim. Dort laden wir seine BMW F800 dazu und brechen am nächsten Morgen gemeinsam in Richtung Sölden auf, wo wir uns in einem Hotel eingebucht haben, das als Ausgangspunkt für unsere Touren geplant ist. Auf der Liste stehen Tagestouren zum Timmelsjoch, Jaufenpass, Stifzer Joch, Umbrialpass usw., aber auch Touren mit Zwischenübernachtungen zum Gavia Pass, Staller Sattel oder zur Großglockner Hochalpenstraße. Wir haben nichts im Detail geplant, da das Wetter im September schon recht wechselhaft sein kann und es besser ist, flexibel und kurzfristig auf die Wettervorhersagen reagieren zu können.

Am späten Nachmittag kommen wir nach knapp 500 Kilometer am Hotel an. Schon ein ziemlicher zeitlicher Aufwand bis zur ersten Kurve auf einem Alpenpass mit zwei Rädern, die ich unbedingt heute noch erleben will. So fahren wir am Abend noch die 15 Kilometer bis hinauf zur Mautstation des Timmelsjochs. Das macht Appetit auf mehr. Abwechslungsreiche Kurven in toller Landschaft, so hatte ich mir das vorgestellt. Wir fahren zurück ins Hotel, da die Sonne längst hinter den Bergen verschwunden ist und es schon recht kühl ist. Mir ist das egal und fahre noch allein die Ötztaler Gletscherstraße ins Skigebiet Sölden hinauf.

Tierische Begegnung auf der Ötztaler Gletscherstraße am Abend

Am nächsten Morgen wird es 9:30 bis wir loskommen und die Moppeds in Sölden für die Tour auftanken. Dann geht es endlich zu meiner ersten kompletten Passfahrt in den Alpen. Rund 50 Kilometer über das Timmelsjoch nach St. Leonhard in Italien.

Mein erster Alpenpass, mit der DB3 am Timmelsjoch
Timmelsjoch – Abfahrt ins Passeier Tal auf der italienischen Seite

Besonders auf der italienischen Seite macht der Pass richtig Spaß. Zwar sind hier die Straßen etwas schlechter und schmaler, dafür aber gespickt mit tollen Kurven und Serpentinen. In St. Leonhard ist dann erst mal Kaffeepause bevor es ostwärts über den Jaufenpass Richtung Sterzing weitergeht. Auch hier ist der Streckenabschnitt, der über der Baumgrenze liegt, ideal zum Fahren. Gut ausgebaut und komplett einsehbar. Keine überraschender Gegenverkehr der plötzlich von einem auftaucht.

Die Westrampe des Jaufenpasses von St. Leonhard zur Passhöhe
Die Ostrampe des Jaufenpasses hinunter nach Sterzing

Kurz vor Sterzing stoppen wir und schauen uns die aktuelle Wettervorhersage an. Ist die Runde über die alte Brennerstraße und Innsbruck zurück in Ötztal besser oder alternativ nach Süden über das Penser Joch Richtung Bozen? In den Dolomiten ist das Wetter noch gut, doch die Vorhersage für Sölden macht uns Sorgen. Es soll ein Wetterumschwung kommen und bereits am Abend soll es kräftig regnen und kalt werden. In den nächsten Tagen bleibt es nass und kalt mit Temperaturen knapp über 10 Grad im Tal. Pässe fahren ist da keine Option.

Wir entscheiden uns daher umzukehren und das Top Mountain Motorcycle Museum an der Mautstelle des Timmelsjochs, nur 15 Kilometer vom Hotel zu besuchen. So endet mein erster Alpenpässe-Tag nach 90 Kilometern und zwei Pässen. Naja, besser als nichts und zurück müssen wir über die beiden Pässe ja auch noch.

Auffahrt zum Timmelsjoch von der Südseite
Die Bimota-Ecke im Top Mountain Motorcycle Museum

Das Top Mountain Motorcycle Museum ist in jedem Fall einen Besuch wert. Auf 4.500 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden fast 600 Motorräder präsentiert. Erfreulicherweise finden sich auch vier Bimotas darunter: eine SB2, eine Tesi 1D, eine SB6 R und eine YB11.

Als wir das Top Mountain Motorcycle Museum verlassen, ziehen dunkle Wolken auf. Die ersten Regentropfen erwischen uns auf dem Weg zum Hotel. Dann ist er da, der angekündigte Wetterumschwung. Höchsttemperaturen im Tal um die 13° und Regen heißt 3° und Graupel auf dem Pass. Beim Abendessen bemühen wir verschiedenste Wetterdienste, aber alle sind sich einig. Die nächsten Tage bleibt es in den gesamten Alpen nass und kalt. Einigermaßen trocken und warm soll es nur nordwestlich der Alpen, d.h. im Allgäu, im Schwarzwald und den Vogesen werden.

Tief gefrustet aber letztlich nur vernünftig packen wir am nächsten Morgen unsere Sachen, verladen die Motorräder und machen uns auf den Weg nach Freiburg im Breisgau, um von hier aus Touren in den Vogesen und im Schwarzwald zu fahren. Dort gibt es zwar keine kilometerlangen Serpentinenstrecken, aber besonders die Vogesenrunde am nächsten Tag mit Ballon de Servans, Lac de Geradmer und Col de la Schlucht entschädigt bei sonnigem Wetter doch ein wenig.

Lac de Geradmer

Damit ist es einen Tag später vorbei. Das schlechte Wetter erreicht auch Vogesen und Schwarzwald. Laut Wetterbericht bleibt noch Zeit bis zum frühen Nachmittag für eine Schwarzwaldrunde. Über Freiburg fahren wir die Schauinslandstraße hinauf und finden uns ab knapp 1000 m Höhe in den Wolken wieder und werden mit jedem Meter nasser. Wir kehren um und fahren Richtung Münstertal, weiter durch den Präger Kessel bis Todtnau und dann wieder zurück über den Notschreipass zur Schauinslandstraße. Die Wolken hängen nun nicht mehr so tief, aber die Straßen sind noch nass.

Nach 177 Kilometern sind wir zurück in Freiburg, verladen noch im Trockenen die Motorräder und machen uns am frühen Nachmittag auf den Rückweg nach Bensheim. Hier kommt die Regenfront etwas später an, aber am Abend regnet es auch.

So endet die erste Alpentour mit einem einzigen Fahrtag in den Alpen, einem in den Vogesen und einem im Schwarzwald. Viel Aufwand für 630 Kilometer Motorradfahren. Die Kilometer im Auto waren mehr als dreimal so viel! Aber, die nächste Saison kommt und dann starten wir einen neuen Anlauf.