2 Takte zur Insolvenz
Ende der 1990 Jahre werden die finanziellen Sorgen bei Bimota immer größer. Der Markt für exklusive Motorräder mit Spezialfahrwerken geht seit längerem zurück, da die Großserienhersteller ihrerseits die Qualität der Fahrwerke auf ein Niveau entwickelt haben, dass zumindest aus diesem Aspekt heraus ein doppelt bis dreifach höherer Preis nicht mehr zu argumentieren ist. Bimota versucht dennoch ab Mitte der 1990er Jahre die Jahresproduktion zu erhöhen. Die Zeitschrift Motorrad beschreibt die Situation in der Ausgabe 15/1999 wie folgt:
„Fast das Genick gebrochen hätte Bimota dann die Entscheidung, die Stückzahlen praktisch zu verdoppeln. Nur weil man jährlich 800 bis 900 Motorräder gut verkauft, heißt das noch lange nicht, dass man auch 2000 los wird – zumal es dann mit der Exklusivität nicht mehr weit her ist.“
Der wesentlichen Beitrag zum Niedergang kommt aber sicherlich von der Vdue, die 1997, obwohl nicht fertig entwickelt, angeboten und verkauft wird. Bimota entwickelt für die Vdue erstmalig einen eigenen Motor. Durch diesen mutigen, innovativen Schritt soll wieder ein einzigartiges Motorrad auf den Markt gebracht werden. Doch die technischen Schwierigkeiten bei der Abstimmung des Zweitakter mit Direkteinspritzung führen 1998 zum Stopp der Produktion. Im gleichen Jahr verlässt Chefentwickler Pier-Luigi Marconi das Unternehmen. Die finanzielle Situation spitzt sich immer weiter zu, bis neue Investoren frisches Geld in das Unternehmen bringen. Alle 180 ausgelieferten Motorräder werden zurückgerufen, doch die Schwächen des Einspritzsystem kann Bimota nicht lösen. Stattdessen geht man einen anderen Weg und rüstet die Vdue auf Vergaser um.
Doch der Ruf Bimotas ist durch die vielen Berichte über finanzielle Schwierigkeiten und technische Probleme schwer angeschlagen. Für das Modelljahr 1999 beschließt Bimota die Preise für die nicht verkauften Modelle aus Überproduktion deutlich zu senken. Die betrifft alle Modelle bis auf die neue DB4 und SB8K. So wird die seit 1994 angebotene SB 6 statt ursprünglich über 36.000 DM für 19.999 DM angeboten und die seit 1997 im Programm befindliche SB6 R für 24.999 DM statt 32.000 DM. Die Preise für die übrigen Modelle im Lagebestand zeigt folgende Übersicht:
- DB 3 Baujahr 1997 für 14.999 DM (ehemaliger Listenpreis 29.900 DM)
- DB 3 Baujahr 1998 für 16.999 DM (ehemaliger Listenpreis 29.900 DM)
- DB 2 EF für 19.999 DM (ehemaliger Listenpreis 25.499 DM)
- BB1 für 12.999 DM (ehemaliger Listenpreis 20.650 DM)
- YB 8 E für 19.999 DM (ehemaliger Listenpreis 42.600 DM)
- YB 9 SR für 12.999 DM (ehemaliger Listenpreis 24.440 DM)
- YB 9 SRI für 13.999 DM (ehemaliger Listenpreis 26.200 DM)
- YB 11 Baujahr 1997 19.999 DM (ehemaliger Listenpreis 34.900 DM)
- YB 11 Baujahr 1998 24.999 DM (ehemaliger Listenpreis 34.900 DM)
Aber letztendlich reichen auch die Millionen der Investoren und Preisreduzierungen nicht. Im Jahr 2000 meldet Bimota die Insolvenz an. Die Anstrengung einen Investor oder Käufer zu finden laufen ins Leere. Im März 2001 beschließt das Insolvenzgericht in Rimini die Liquidation der Firma.
Der damalige deutsche Generalimporteur, die Firma ZTK (Zweiradtechnik Körnemann) aus Schneverdingen verkauft die beiden zuletzt vorgestellten Modelle, DB4 und SB8, weit unter dem ehemaligen Listenpreis. Eine SB8R Spezial ist nun für 24.999 DM statt 42.999 DM, eine SB8R 22.999 DM statt 39.999 DM zu haben. Für den Abverkauf der DB4 werden 19.999 DM aufgerufen.