Kurzzeitige Erfolge
Zum Abschluss des Insolvenzverfahrens wird Bimota für rund 2,3 Millionen Euro an die Firma Alternativa Moto aus Padua versteigert. Hinter der Firma stehen Giuseppe Della Pietra, der 1999 als Geschäftsführer bei Bimota eingestiegen ist, und Lorenzio Ducati. Doch schon 2003 verkaufen sie Bimota, ohne ein neues Modell auf den Markt gebracht zu haben, an den Mailänder Unternehmer Roberto Comini. Mit ihm kommt ausreichend Kapital für einen Neuanfang.
Doch wie positioniert sich Bimota am Markt? Der Aufstieg in den späten 1970er Jahren basierte darauf, für leistungsstarke japanische Vierzylinder stabile und handwerklich wunderschön gemachte Gitterrohr-Fahrwerken in exklusiven Stückzahlen zu fertigen. Die Zeiten, in denen man sich durch konstruktive Lösungen im Rahmen und Fahrwerksbau differenzieren konnte, sind jedoch spätestens seit den 1990er Jahren vorbei. Bimota setzt daher auf die Markenkerne Exklusivität, Design, Verarbeitungsqualität und die Verwendung hochwertiger Materialien und Komponenten.
Unter der technischen Leitung von Alberto Strada und mit Sergio Robbiano, einem Designer, der zuvor bei Cagiva unter Tamburini arbeitete, wird die Produktpalette mit 3 Projekten aufgestellt. Zum Einen wird die SB8K, die 2000 den letzten großen sportlichen Erfolg für Bimota in der Superbike WM einfährt, als Sondermodell Gobert (nach dem damaligen Fahrer Antoni Gobert) und Santa Monica neu aufgelegt. Parallel bieten sie ein von der Firma Vyrus weiterentwickeltes und auf der Tesi 1D basierende Modell mit Radnabenlenkung als Tesi 2D an. Wichtigster Projekt aber ist die Entwicklung eines komplett neuen Motorrades, das Ende 2004 auf der Intermot in München präsentiert wird, die DB5.
Mitte 2005 arbeiten wieder 20 Mitarbeiter bei Bimota und bis 2008 steigt die Produktion auf 400 Motorräder, die auch verkauft werden. 2007 übernimmt Andrea Acuaviva die technische Leitung und Enrico Borgesan zeichnet für das Design verantwortlich. Doch statt weiter aufwärts gehen die Produktionszahlen drastisch runter. 2010 werden nur noch knapp 200 Motorräder produziert und auch die neuen Modelle, die nach 2010 auf den Markt kommen, verbessern die Situation nicht. Das letzte Projekt unter der Führung von Comini Comini ist eine Vereinbarung mit BMW zur Lieferung der Antriebstechnik aus dem Supersportler S 1000 RR. Doch vor der Fertigstellung verkauft Comini das Unternehmen im September 2013 an die Schweizer Immobilienunternehmer Marco Chiancianesi und Daniele Longoni.
Die neuen Eigentümer wollen sowohl sportlich mit dem Einstieg in die Superbike WM als auch wirtschaftlich mit der geplanten Produktion von 600 Motorrädern pro Jahr zurück zu alten Stärken. Doch die sportlichen Ambitionen endeten mit einer Disqualifikation wegen Verstößen gegen das Reglement und die Produktion der neuen BB3 kommt wegen finanzieller Schwierigkeiten ins Stocken. 2015 holen die Schweizer Eigentümer Pier Luigi Marconi zurück zu Bimota. Die unter seiner Führung entwickelten Modelle, eine neue Tesi und eine Streetfighter die auf der Mailänder Motorradmesse EICMA 2015 vorgestellt werden, gehen aber nicht in Produktion. Marconi verlässt das Unternehmen kurze Zeit später.
2017 wird die alte Fabrik in der Via Giaccaglia 38, die nach wie vor Comini gehört und nur gemietet ist, aufgegeben. Bimota zieht in deutlich kleinere Räumlichkeiten ganz in der Nähe, in die Via Emilia Mariani 8. Auf 200 qm sollen zukünftig „veredelte Motorräder“, „echte Unikate“ und „luxuriöse Motorräder“ entstehen, so Chiancianesi im Interview mit der Zeitschrift Motorrad. Leider bleibt es nur bei den Ankündigungen. Neu Modelle entstehen nicht und so kommen zu den knapp 12.000 bis zum Jahr 2000 produzierten Bimotas bis zum Jahr 2019 nur noch etwa 2000 weitere Motorräder hinzu.
Zum Stichtag 1. Januar 2024 sind laut Kraftfahrtbundesamt 1014 Bimotas in Deutschland zugelassen, inklusive der nach 2000 produzierten Modelle. Im Vergleich dazu sind über 630.000 BMWs und über 100.000 Ducatis zugelassen, d.h. auf eine Bimota kommen 630 BMW’s bzw. 100 Ducatis. Auch dies zeigt die Exklusivität der Marke Bimota. Wenn man jetzt noch kalkuliert, dass Bimotas eher gesammelt, gehegt und gepflegt als gefahren werden, ist jede Begegnung mit einer Bimota auf der Straße ein Glücksfall.
Übrigens, von den Haltern der rund 1000 Bimotas sind genau 5 unter 30 Jahren.