
Designer | Pier Luigi Marconi | Premiere | Köln 1990 |
Produktions- zeitraum | 1990 – 1991 | Produzierte Stückzahl | 127 |
Leistung | 75 KW (102 PS) | Hubraum | 851 ccm |
Höchst- geschwindigkeit | 230 km/h | Gewicht | Fahrbereit 213 kg Trockengewicht 188 kg |
Listenpreis | 52.800 DM (1991) | Farben | weiß / rot |
Technische Basis | Ducati 851 |

Massimo Tamburini, Gründer und technischer Direktor von Bimota, entwickelt Rahmen und Fahrwerke, die seinen vier Hauptkriterien entsprechen: Stabilität, geringes Gewicht, Ästhetik und Funktion. Trotz aller Innovationen, die im Laufe der Jahre in den Motorradbau eingebracht werden, sieht er die Vorderradführung weiterhin als Schwachstelle. Als zwei Studenten der Universität Bologna Anfang der 1980er Jahre Kontakt zu ihm aufnehmen, um über zukünftige Entwicklungen im Motorradbau zu sprechen, gehen sie mit einem Thema für die Diplomarbeit (ital. Tesi) wieder nach Hause.
Das Ergebnis der Arbeit wird 1983 auf der Mailänder Motorradmesse mit einem ersten Prototyp präsentiert, bei dem das Vorderrad mit einer Zweiarmschwinge und Radnabenlenkung geführt wird. Erst 7 Jahre später, nach 4 weiteren Prototypen und einigen erfolgreichen Renneinsätzen wird die Tesi 1D 1990 auf der IFMA in Köln als Serienmodell vorgestellt.
Dies macht deutlich, wieviel Aufwand die Realisierung für die kleine Motorradmanufaktur bedeutet. Die Tesi besitzt keinen klassischen Rahmen, sondern lediglich zwei gefräste Aluminiumplatten, die seitlich, an jeweils vier Punkten, am 851er Ducati Motor verschraubt sind und die vordere Schwinge, den vorderen und hinteren Hilfsrahmen, die Anbindung des vorderen Federbeins und die Lenkmechanik aufnehmen. Die hintere Schwinge ist im Motor gelagert.
Die Lenkbewegung wird über einen Anlenkhebel unterhalb des Lenkkopfes, zwei Gestänge, drei weitere Hebel und eine Welle zum Anlenkhebel der Radnabe übertragen.

Die fahrdynamischen Vorteile einer vorderen Schwinge im Vergleich zur Telegabel liegen in der Trennung der Funktionen. Eine Gabel muss das Vorderrad führen, d.h. in der gewählten Spur halten, federn, dämpfen und die Bremskräfte aufnehmen.
Beim Bremsen auf unebener Fahrbahn taucht die Gabel ein und reduziert zum einen den verbleibenden Federweg zum Ausgleich von Unebenheiten und zum anderen verändert sich beim Eintauchen die Fahrwerksgeometrie, da sich der Nachlauf verkürzt.
Auf die Gabel wirken insbesondere beim Bremsen hohe Kräfte, denen durch stetig wachsende Rohrdurchmesser und Stabilisatoren begegnet wird. Je stärker die Gabel belastet wird, desto mehr Reibung tritt beim Federn und Dämpfen auf, d.h. das Ansprechverhalten wird schlechter. Die Steifigkeit der Schwinge ist deutlich größer als bei konventionellen und sogar gegenüber Upside Down Gabeln.
Bei der Tesi 1D wird die vordere Schwinge über ein Zentralfederbein an der linken Rahmenplatte angebunden. Die Bremskräfte werden über die Schwinge und die Zugstreben direkt in die Rahmenplatten geleitet und haben somit weniger Einfluss auf die Vorderradführung. Die Nachteile des Systems sind der kleine Lenkwinkel, die größere ungefederte Masse und die höheren Kosten.
Die oberen roten Zugstreben leiten die Bremskräfte in den Rahmen. Der kleine Winkel zwischen den Zugstreben und der Schwinge sorgt dafür, dass das Vorderrad beim Bremsen leicht eintaucht und so dem Fahrer ein besseres Gefühl für den Bremsvorgang vermittelt wird.

Die Tesi nutzt den 90° V2 Ducati 851 Motor mit 4 Ventilen je Zylinder und desmodromischer Steuerung. Ausgestattet mit einer Weber-Marelli Saugrohreinspritzung leistet der Motor 103 PS bei 9500 Umdrehungen pro Minute.
Die Motorradzeitschrift PS berichtet in der Ausgabe 1 aus 1991 von Testfahrten mit der Tesi 1D auf der Rennstrecke von Sante Moniva, dem heutigen Grand Prix Kurs von Misano, und kommt zu folgendem Fazit:
Die Bimota-Mannen haben wieder gezeigt, dass sie imstande sind, innovative Technik bis ins Detail durchzukonstruieren. Dabei kommt immer ein hochkarätiges Motorrad heraus, das der Konkurrenz oftmals weit voraus ist. Aber auch ein Motorrad, das sich nicht mit Allerweltskriterien messen lässt. Eben stets etwas ganz Besonderes.
1992 und 1993 produziert Bimota mit der Tesi 1D J 400 wieder eine ausschließlich für den Japanischen Markt bestimmtes Modell mit dem aus der DB 1 J 400 bekanntem Motor. Sie ist die einzige Variante, die mit Vergasern und nicht mit einer Weber Marelli Einspritzanlage ausgerüstet ist. Die beiden Trägerplatten sind dem kleineren Motor angepasst. Ansonsten ist sie technisch mit den großen Schwestern identisch. Insgesamt entstehen 50 Exemplare, alle in den Farben rot/weiß/grau.