Bimota Tesi 2D

Tesi 2D – Foto zur Verfügung gestellt von Bimota Classic Parts, Chiusi, Italien
DesignerAscanio RodorigoPremiere
Produktions-
zeitraum
2004 – 2006Produzierte
Stückzahl
25
Leistung63 KW (86 PS)Hubraum992 ccm
Höchst-
geschwindigkeit
230 km/hGewichtFahrbereit 149 kg
Leergewicht 139 kg
Listenpreis39.800 Euro (2005)Farbenweiß / rot
Technische BasisDucati Monster 1000

Mit der Tesi 2D stellt Bimota fast 10 Jahre nach Ende der Produktion der Tesi 1D wieder ein Motorrad mit Radnabenlenkung vor. Sie ist allerdings weder neu noch wurde sie von Bimota entworfen. Die Tesi 2D entwickelt Ascanio Rodorigo, ein ehemaliger Bimota Mitarbeiter, in seiner im Jahr 2001 gegründete Firma VDM (Vyrus Divisione Motori), die nach dem Konkurs von Bimota die freien Rechte an der Radnabenlenkung nutzt. Das außergewöhnliche Motorrad wird bereits im Jahr 2003 als Vyrus 984 vorgestellt.

Die unverkleidete Tesi 2D übernimmt das konstruktive Konzept aus der Tesi 1D. Der Rahmen, oder besser die beiden seitlichen, gefrästen Aluminiumplatten, sind deutlich filigraner ausgeführt und bilden weiterhin die Anbindung der Hilfsrahmen für das Rahmenheck und für die Aufnahme des Lenkkopfes, sowie der beiden Schwingen. Das vordere Federbein arbeitet pneumatisch und wird über einen Umlenkhebel angesteuert. Die hintere Schwinge mit Oberzug ist direkt an das zentrale Federbein angebunden. Beide Federbeine liefert der italienischen Zulieferer FG Gubellini.

Die Antriebstechnik stammt auch hier von Ducati. Der seit 2003 aus der Monster 1000 bekannte Motor ist ein neu konstruierter 2-Ventil Desmodue Motor. Im Vergleich zum 904er Vorgänger wächst der Hubraum auf 992 cm³. Mit neuen Zylinderköpfen mit steilerem Ventilwinkel, Doppelzündung und höherer Verdichtung steigt die Leistung von 57 auf 62 kW und das maximale Drehmoment von 76 auf 84 Nm. Für die Tesi 2D gibt Bimota die Leistung mit 86 PS an.

Neu und außergewöhnlich ist die Abgasführung. Die beiden Krümmerrohre treffen sich unterhalb der Schwingenachse in einem Sammler. Ein gemeinsames Rohr leitet die Abgase von hinten in einen unter dem Motor verbauten Endschalldämpfer, der die Abgase vorne freigibt.

Die Tesi 2D zeigt jede Menge Technik und edle Ausführung in allen Details. Von den Kohlefaser Lufteinlässen über die Aussparungen im Rahmen, die leichten 6-Speichen Aluminium Schmiedefelgen von OZ Racing bis hin zum Nummernschildhalter und dem Kohlefaserheck ist alles auf Leichtbau getrimmt. Weniger als 150 kg sind für eine vollgetankte 1000er in jedem Fall bemerkenswert.

In einem Fahrbericht der Zeitschrift Motorrad vom 04.11.2004 beschreibt der Autor seinen ersten positiven Eindruck:

Auf den ersten Blick wird deutlich, dass die nackte Tesi 2D mit der ersten
vollverkleideten Variante, die Bimota Anfang der 90er Jahre vorstellte, wenig
gemein hat. Gleichwohl verkörpert die jüngste Variante wieder die ursprüngliche
Firmenphilosophie der italienischen Edelschmiede. Bimotas sollen mit der
Kombination von technologischer Avantgarde und ausgesuchten Hightech
Werkstoffen Emotionen wecken, wie das eben nur Gegenständen gelingt, die mit
extremer Hingabe und Sorgfalt geschaffen worden sind. Mit ihrem provokanten
Styling und der auffälligen Schwingenkonstruktion am Vorderrad erregt die Tesi 2D
schon im Stand höchste Aufmerksamkeit.

Das Urteil über die Qualitäten der Vorderradführung mit Doppelschwinge und Radnabenlenkung fällt auf der Rennstrecke hingegen zwiespältig aus:

In Mugello trennt sich in der Bremszone nach der Kuppe die Spreu vom
Weizen. Wer bei der dort notwendigen brutalen Verzögerung, bei der vom sechsten
in den ersten Gang zurückgeschaltet wird, nicht über ein sehr stabiles Fahrwerk
verfügt, der sollte den Bremspunkt früh genug setzen, um rechtzeitig einlenken zu
können. Eine Disziplin, die die Tesi eigentlich mühelos beherrschen müsste,
versprechen die Italiener aufgrund der aufwendigen Radnabenlenkung mit kräftiger
Vorderradschwinge ein besonders sicheres Fahrverhalten.
Theorie und Praxis liegen jedoch zumindest auf der Rennstrecke weit auseinander.
Obwohl die Tesi die Anbremszone mit Bravour meistert, bringt der hohe technische
Aufwand nicht nur Vorteile. Zwar bleibt die Bimota beim Anbremsen sehr ruhig und
spurstabil, und auch das Bremsnicken gleicht dieses System effizient aus, aber
dafür bietet das Vorderrad nicht genügend Feedback über die
Fahrbahnbeschaffenheit sowie die Blockiergrenze. Ein Nachteil, mit dem das
Telelever-System von BMW ebenfalls zu kämpfen hat. Beim Abwinkeln mit
gezogener Bremse will sich ein sicheres Gefühl nicht so recht einstellen, obwohl
das Double-System-Luftfederbein an der Vorderhand sensibel anspricht.
Das Gleiche gilt für schnelle Richtungswechsel in den flüssigen S-Kombinationen
von Mugello. Wohl lassen sich die 149 Kilogramm spielerisch von der einen auf die
andere Seite werfen, die Führung des Vorderrads vermittelt jedoch eher
ein indifferentes Fahrgefühl und ist wenig Vertrauen erweckend. Ursache hierfür
könnten die beiden Schubstangen und ihre Lagerungen sein, die die
Lenkbewegungen übertragen. Der Nachteil dieser Konstruktion sind die vielen
Lagerstellen, deren Spiel und Reibung die Rückmeldung etwas verwässern.

Unter dem Strich ist die Tesi 2D zwar eigentlich keine Bimota und dürfte auch den Modellnamen nicht tragen, aber sie ist eine absolute Rarität mit extrem außergewöhnlichem Design, minimalem Gewicht und aufwendiger Technik. Und was ist falsch am Modellnamen? Den hat es bei Bimota Anfang der 1990er Jahre bereits gegeben. Die 1992 und 1993 produzierten 50 Exemplare der Tesi 1D Modelle mit dem 400er Ducati Pantah Motor für den japanischen Markt werden zwar unter der Modellbezeichnung Tesi 1D J 400 vermarktet, auf den Typenschilder ist das Modell jedoch mit 2D bezeichnet.

Typenschild einer 400er Bimota Tesi mit der Modellbezeichnung 2D in Typ und Fahrgestellnummer