
Designer | Frederico Martini | Premiere | Mailand 1987 |
Produktions- zeitraum | 1987 – 1989 | Produzierte Stückzahl | 303 und 15 YB4 SP |
Leistung | 88 KW (120 PS) | Hubraum | 749 ccm |
Höchst- geschwindigkeit | 245 km/h | Gewicht | Gewicht fahrbereit 200 kg Trockengewicht 180 kg |
Listenpreis | DM 39.250 (1988) | Farben | rot / weiß /gold 12 in rot / weiß / grün als edizone finale |
Technische Basis | Yamaha FZ 750 |
1987 beginnt eine neue Ära im Hause Bimota. Erstmalig kann mit einem Serienhersteller ein Vertrag zur Lieferung von Komponenten geschlossen werden. Bis zu diesem Zeitpunkt ist Bimota bis auf wenige Ausnahmen (SB2, ursprünglich durch Bimota Italien, und SB3, von Suzuki Deutschland beauftragt) darauf angewiesen, entweder komplette Motorräder als Teilespender zu kaufen oder nur Bausätze zu verkaufen. Seit Anfang 1987 ist Yamaha Teilelieferant und gleichzeitig Bimota Importeur in Japan.
Im gleichen Jahr holt Virginio Ferrari mit einer YB4 R den Weltmeistertitel vor Joey Dunlop auf Honda in der TT-F1 Klasse, der Vorgängerserie der ab 1988 ausgetragenen Superbike Weltmeisterschaft. Davide Tardozzi wird auf der zweiten YB4 Vierter der WM. Der Erfolg der YB4 in der 1987er Saison führt dazu, dass in der Saison 1988 gleich 7 Fahrer der Deutschen Superbike Meisterschaft auf der Maschine an den Start gehen.

Der Prototyp der YB 4 R wird im Juni 1986 als Rennmaschine in Mugello vorgestellt, während die auf dem älteren Stahlrohrrahmen basierende YB5 erst im September 1986 auf der Internationalen Fahrrad und Motorrad Ausstellung (IFMA) in Köln offiziell präsentiert wird. Damit erklärt sich der vermeintliche Dreher in der Nomenklatur der Yamaha-Bimota Modelle.
Die Straßenversion der YB 4 wird 1987 in Mailand präsentiert. Sie ist die erste Bimota Straßenmaschine mit einem Aluminiumrahmen, der aus Strangpressprofilen und aus dem vollen gefrästen Platten, sowie einem verschraubten Hilfsrahmen aus Aluminium Rechteckprofilen für die hintere Befestigung des Monocoques, besteht. Die Strangpressprofile verlaufen dabei geradlinig neben dem Motor vom Lenkkopf zu den Aufnahmeplatten der Schwinge, deren Fräskonturen ein Kunstwerk für sich sind. Die dabei verwendete Legierung mit dem Handelsnamen Anticorodal (AlMgSi1) zeichnet sich durch eine sehr gute Schweißbarkeit, Festigkeit, Zerspanbarkeit und Korrosionsbeständigkeit aus. Die Schwinge besteht aus dem gleichen Material.

Die Straßenversion unterscheidet sich optisch und technisch nur in Details von Virginio Ferraris Weltmeistermaschine. Während die YB4R im Renntrimm mit 34er Mikuni Vergasern bestückt ist, wird die Straßenversion mit einer Weber-Marelli Benzineinspritzung ausgeliefert, was den Fünfventil Yamaha FZ 750 Motor zusammen mit der 4 in 1 Auspuffanlage und der optimierten Ansaugluftführung auf 120 PS bringt.
Das Motorrad steht auf 17“ Oscam Felgen, vorne mit 3,5“ und und 130/60er Reihen, hinten 5,5“ und 180/60er Reifen. Die Bremsanlage von Brembo ist mit Vierkolbensätteln und schwimmenden 320er Scheiben vorn und einem Zweikolbensattel und 230er Scheibe hinten ausgerüstet.
Mit einem Kaufpreis von knapp 40.000 DM ist die YB4 zu ihrer Zeit das teuerste Serienmotorrad der Welt. Parallel zu den 303 produzierten YB4 entstehen 15 für die Rennstrecke optimierte YB4 SP, zu erkennen an einer roten statt weißen Fläche für die Startnummer am Heck.

In Ausgabe 16 aus 1988 testet die Zeitschrift Motorrad die Straßenversion und hebt die Nähe zur Rennmaschine und die hohe Material- und Verarbeitungsqualität hervor.
„Dagegen setzt die Bimota edle Komponenten, deren Wert nur der Fachmann erkennt. Dafür treibt das kleine Werk in Rimini beachtlichen Aufwand. Das Aluminiumfahrwerk für die
Straße unterscheidet sich in nichts vom weltmeisterlichen Chassis der Superbike-Rennmaschine. Da verlaufen geradlinig vom Lenkkopf zu den Schwingenaufnahmeplatten massive Vierkantprofile aus einer stranggezogenen Aluminiumlegierung Anticordia 100. Das Material entstammt dem Flugzeugbau. Liebevoll gearbeitet sind seitliche Platten, aus dem Vollen herausgefräst. Dafür kann Bimota eine hochwertige Legierung wählen, während in
Großserienmaschinen relativ billige Gußtelle stecken-
Denselben Aufwand betreibt Bimota-Konstrukteur Frederico Martini für die obere Gabelbrücke, die dreieckigen Motorhalteplatten, die Hebel der Federbeinaufnahme und
die hintere Bremsankerplatte. Den Rahmen fertigt übrigens nicht Bimota, sondern Verlicchi, …“
Aber vermutlich musste Bimota an anderer Stelle doch sparen, um den Verkaufspreis unter 40.000 DM zu halten. So heißt es in dem Artikel weiter:
„Scheute Bimota beim Rahmen weder Mühe noch Kosten, war man bei der Auswahl der Federelemente und Bremsen ein wenig sparsamer. Zwar gehören die 320 Millimeter großen Scheiben mit schwimmender Lagerung zum Besten was Bremsenhersteller Brembo liefert, nicht aber die Bremssättel. Einem so exklusiven und teuren Motorrad hätten die neuen Vierkolbenzangen mit unterschiedlich großen Kolben aus der D’Oro-Serie besser gestanden. Stattdessen muss der Bimota-Eigner mit den schwereren, schwarzen Aluzangen
vorliebnehmen. Anstelle des hochfeinen Brembo Hauptbremszylinders mit externem
Flüssigkeitsbehälter trägt der YB 4-Lenker das Original-Yamaha-Teil. Bei älteren Modellen verbaute Bimota noch die Marzocchi-Gabeln mit Achsschnellverschlüssen für bequemen Radwechsel. Heute tun’s die schlichteren Ausführungen mit herkömmlicher Klemmung. Allerdings arbeitet Bimota die Rohlinge der Gabel nach, um das für Marzocchi typische Klemmen während der Einfahrzeit zu vermeiden.“