Kauf einer HB3

Schnell und glücklich

Die diversen Internet Plattformen sind für Liebhaber und Sammler von seltenen Stücken eine gern genutzte Fundgrube. Man lernt aber ziemlich schnell, dass günstige Angebote in der Regel in kürzester Zeit einen Käufer finden, die auf der Suche nach Raritäten entweder regelmäßig die Seiten besuchen oder sich automatische Benachrichtigungen einrichten. Der Kauf meiner HB3 zeigt, dass man schon Glück haben und schnell sein muss, wenn ein seltenes Stück angeboten wird.

Am 7. Januar 2021 erscheint um 8:52 auf Ebay Kleinanzeigen eine neue Anzeige unter der Rubrik Bimota. In Gütersloh wird eine HB3 „für Schrauber“ für nur 3.000 Euro angeboten. Beim Anruf um kurz vor 10:00 bin ich bereits der dritte Interessent. Der Verkäufer ist von der Resonanz offensichtlich überrascht. Ich antworte, dass Bimotas halt nicht so häufig angeboten werden und die wenigen Kenner und Sammler den Markt beobachten.

So kommen wir ins Gespräch. Er muss verkaufen, weil ihm seine Garage wegen Eigenbedarfs zum Monatsende gekündigt wurde. Ich sage ihm, dass ich sofort vorbeikommen kann, eine Anzahlung leiste, wenn das Motorrad passt und es dann am Wochenende abhole, damit seine Garage leer wird. „Das ist ja gut“ war die Reaktion. Wir verabreden uns am gleichen Tag zwischen 12:30 und 13:00 an einer Garage, deren genaue Adresse er nicht kennt. Er weiß die Straße, aber nicht die Hausnummer. Mit Hilfe seiner Beschreibung und Google Earth finde ich die Garagenanlage auf der Rückseite eines Mehrfamilienhauses.

Als ich um 12:45 vor der Einfahrt stehe taucht von der anderen Richtung ein Moto Guzzi Gespann auf. Zur Erinnerung: es ist der 7. Januar und ziemlich kalt. Die Seitenstraßen sind noch nicht komplett vom Schnee befreit. In eine dicke Thermokombi eingepackt fährt der Verkäufer, ein hagerer, knapp 1,70 m großer Mitsechziger vor.

Als er die Garage öffnet steht zwischen Bergen von allen möglichen Motorrad- und sonstigen Teilen die teilzerlegte HB3. Der erste Eindruck: ein ungepflegtes, verbrauchtes Motorrad, aber eine Bimota, die allein in Teilen sicher einen Wert von deutlich über 3.000 Euro hat. Da sind auch die 63.700 km auf dem Tacho, die seit Juli 2018 abgelaufen Hauptuntersuchung und die damit verbundene Standzeit von über 2 Jahren nebensächlich.

Beim Plaudern erfahre ich viele interessante Geschichten aus dem Leben des Kettenrauchers, der selber dreht, und zur HB3. Sie wurde vom Erstbesitzer 1985 im Kreis Minden zugelassen und im Februar 1994 vom jetzigen Besitzer gekauft. Ihm gefiel aber die originale rot-weiße Lackierung nicht und ließ sie daher in schwarz umlackieren. Aber warum kauft man dann so ein Motorrad?

Dazu folgende Geschichte. Eigentlich wollte er eine Yamaha FZR 1000 kaufen. Seine damalige Partnerin hatte aber Einwände gegen einen Zweisitzer, der ja stets die Gelegenheit zur Mitnahme einer Sozia bietet. Als sie dann in den Kleinanzeigen der Zeitschrift Motorrad ein einsitziges Motorrad sah, war die Entscheidung gefallen. Zur Unterstützung Ihrer Argumentation steuerte die Frau einen Großteil des Kaufpreises der teureren Bimota bei. So verbrachte die HB3 dann bewegte fast 27 Jahre in 2. Hand. Für längere Touren gab es einen temporären, nicht eingetragenen Umbau mit Cockpitverkleidung und Superbikelenker. Der originale Motor hatte irgendwann erhöhten Ölverbrauch und wurde gegen einen CB1100F Motor getauscht.

So weit die Informationen zum Motorrad. Beim Zusammensuchen der demontierten Teile in der im eigenen Stil sortierten Garage, kam der originale Motor und eine gut erhaltene Forcelle Italia Gabel zum Vorschein, die ich zum Kauf dazu haben könnte. Spätestens jetzt wurde es Zeit für den Handschlag zum Kauf ohne Preisverhandlung und die Anzahlung. Allein für die zusätzliche Gabel werden, so denn eine angeboten wird, mindestens 1.000 Euro aufgerufen. Am darauf folgenden Samstag hole ich die HB 3 per Anhänger ab und habe ein neue Restaurationsprojekt.